Einen Wandel in der Qualität einer Beziehung ist dann eingetreten, wenn aus einem „Ich muss“ ein „ich möchte“ wird. Holly möchte hören. Sie möchte es gut machen. Sie möchte, dass ich ihr „ja“ oder „nein“ sage und Orientierung gebe. Es ist schön, diesen Wandel zu beobachten. Und es macht auch viel mehr Spaß, mit einem Hund zu arbeiten/zu leben, der gerne „möchte“. :-)

Der Alltag birgt jeden Tag neue Eindrücke und Reize für Holly. Ein bisschen muss ich immer managen und organisieren, damit ein guter Wechsel von Anspannung und Entspannung stattfindet. Ein junger Hund muss eben viel schlafen, um all das Neue, all die Eindrücke zu verarbeiten.

So nahm ich kürzlich Holly mit ins Hospiz. Eigentlich war nur geplant, dass Holly die neuen Reize, wie Fliesenböden, Kunstlicht, Automatiktüren, Gerüche, Rollstühle und auch Bewegungsmuster von Menschen wahrnimmt und positiv verarbeitet.

Weil sie jedoch so gechillt und tiefenentspannt war, kam es dann doch zu Begegnungen mit Gästen und Angehörigen. Ganz schnell hatte sie begriffen, dass es gut ist, sich brav während eines Gespräches oder Kontaktes hinzusetzen und zu warten, was ich sensationell fand, weil sie dieses Verhalten von sich aus zeigte. Ich hatte es nicht verlangt. Sie war sehr freundlich, absolut offen und kontaktfreudig. Wunderbare Momente. In der Enge eines Zimmers fühlte sie sich jedoch noch nicht so wohl, so dass wir uns diesem Thema noch einmal widmen werden.

Auch gestern war bei einem Besuch meiner Tochter auffällig, dass Holly sehr nervös und unruhig und im weiteren Verlauf gar gestresst war, in einem neuen geschlossenen Raum zu sein. Vielleicht ist es Erwartungsunsicherheit, was der Grund für dieses Verhalten ist. Sie weiß vielleicht nicht, ob sie abgegeben oder dort bleiben soll oder was jetzt passieren wird. Blöderweise hatte ich keine Knabberstangen (hilfreich beim Stressabbau) dabei, so dass der Besuch sehr kurz ausfallen musste. Ich setzte mich zu ihr auf den Boden, doch so richtig entspannen konnte Holly nicht. Vielleicht erinnerte sie dieser Ort mit den zum Boden reichenden Terrassentüren und dem Fliesenboden auch an früher und sie hat damit eine Stressverknüpfung. So gestresst hab ich Holly jedenfalls selten gesehen.

Ein bisschen was müssen wir also noch arbeiten. Wie schön!

Euer Claudia