Hunde und ihr Jagdverhalten – ein schier unerschöpfliches Thema, das Bücher füllt, für Diskussionsstoff sorgt, gehasst oder geliebt wird, beweint wird und Menschen oft auch zur Verzweiflung bringt.

Ich seh das relativ entspannt. Kann ich auch, denn meine Hunde hören. Ihr Grundbedürfnis nach Jagd und Abenteuer befriedige ich auf kontrollierten, anderen Wegen.

Ich bin regelmäßig mit meiner Abenteurergruppe unterwegs und ab und an erlaube ich den Hunden – nach vorheriger Frage und Bitte – weiter entfernte Krähen zu verfolgen. Wie eine Gruppe von Hunden übers weite Land fegt, mit ausgestreckten Körpern, in Übereinkunft mit sich, den anderen und mir, glücklich und zufrieden ihrer Natur folgend, es ist eines der Dinge, die ich am schönsten finde zu beobachten. Möglich ist das jedoch nur, weil ich genau weiß, dass es nur eines Pfiffes bedarf, um alle Hunde sofort bei mir zu versammeln. Und sie „jagen“ nicht ohne meine Erlaubnis. Das sind die Prämissen. Ich möchte auf gar keinen Fall, dass ein anderes Tier auch nur ansatzweise zu Schaden kommt. Die Krähen lachen sich ins Fäustchen und fliegen einfach weg. Es ist auch keine Gewohnheit, sondern eher Ausnahme, ab und an eben.

Neulich begegneten wir einer Krähe, die „anders“ war. Sie beobachtete uns genau und setzte sich in einiger Entfernung. Ich gebot den Hunden, ruhig zu sein und zu warten. Dann warf ich der Krähe einen Futterbrocken zu. Die Krähe kam näher und näher bis sie schließlich direkt bei mir und den Hunden war. Sie hatte keine große Angst. Als ich weiterging, die Hunde um mich versammelt, flog sie über den Köpfen der Hunde und setzte sich vor uns auf dem Weg. Gleiches Spiel. Dann sagte ich „genug“ und „danke“ und wir gingen unserer Wege.

Hundert Meter weiter überlegte ich mir, ach einmal noch. Es war so ein erhabenes wunderschönes Gefühl. Ich hob meinen Arm und lud die Krähe mit flacher Hand ein, zu mir zu fliegen. Nie im Traum hätte ich mit einer prompten Reaktion gerechnet. Sie kam. Es gab Futter und brave Hunde duldeten den Gast, wenn auch etwas verwundert. Niemand stellte meine Entscheidung in Frage. Es gab keine Diskussionen und ich fühlte so etwas wie: „Sie wird schon wissen, was sie tut. Doch ein bisschen verrückt ist es!“

Dann verabschiedete ich mich endgültig und wir zogen von dannen. Die Krähe krähte ein Abschiedslied. In meinem Herzen bleibt die Erinnerung an diese wunderbare Begegnung. Und wer weiß, vielleicht sehe ich sie wieder.

Eure Claudia