Holly ist bei uns eingezogen. Diese junge Schäferhündin ist Gast in der Hütte, weil sie bereits mit stereotypen Verhaltensweisen begann. Stereotypien sind manische, automatisierte Stress-Kompensations-Handlungen. Jeder kennt solche Verhaltensweisen von Zootieren: Hin- und herlaufende Raubtiere, schaukelnde Elefanten etc.

Ich konnte nicht zulassen, dass Holly aus der Not heraus ins Tierheim hätte gehen müssen. Das hätte ihren Zustand noch verstärkt. So ist sie jetzt eben hier. Holly stammt aus einer sehr guten Zucht und bereits gestern konnte ich einiges an Charaktereigenschaften durchblitzen sehen. Sie ist ein absolut lieber Hund und blitzgescheit. Schön ist, dass sie bei unbekannten Dingen stets in die Deeskalation geht. Sie ist kein „Hau-drauf“.

Natürlich hab ich mir die Aufnahme der Kleinen von meinen Tieren hier „absegnen“ lassen. Zuallererst von Josephine, meiner alten Hündin. Nach einem kurzen Schnuppern stimmte sie sofort zu. Auch Jenny fand die Kleine und ihr höfliches Verhalten sehr symphatisch. Julanta zeterte ein bisschen: „Muss das denn sein?“, fragte sie. „Ja“, sagte ich ihr, „sowas gehört auch zu meinem Leben.“

Von Jumi wurde Holly erstmal unter die Lupe genommen und genauestens getestet. Wer bist du und wie bist du drauf? Jumi machte ihre Rolle und ihren Status ganz klar und einmal spuckte sie der Kleinen eindrucksvoll ins Gesicht. „Eine falsche Handlung und du bist dran!“, so war die Botschaft. Doch Höflichkeit und Freundlichkeit der jungen Hündin zeigten dann auch am Ende des Tages ihre Wirkung und Jumi liess es gnädig zu, beschnuppert zu werden.

Mein kleiner schwarzer gelockter Hahn, den ich besonders mag und noch nicht weggeben konnte, stellte sich der Herausforderung „Hunde-Eingewöhnung“ sofort. Mit meiner Begleitung verstand Holly sofort, dass diese Tiere Hausfreunde sind, die vielleicht komisch aussehen, jedoch völlig harmlos sind. Man begegnet ihnen mit Respekt, dann ist alles gut. Der Habicht sah das heute leider anders und hatte sich eines meiner Hühner geholt.

Holly wird jetzt in erster Linie Ruhe lernen. Sie zeigt genau an, was sie stresst und so ich kann in diesen Punkten sofort einsteigen.

Holly kann momentan nicht mehr spüren, wann sie müde ist und sich ausruhen sollte. Sie ist ruhelos. Dennoch ist sie mir gegenüber sehr zart und null „aggressiv“. Also kein Geknabber oder Gebeisse, was junge Hunde häufig als Übersprunghandlung bei Überforderung tun.

Die Nacht verbrachte sie ruhig und entspannt neben mir im Körbchen. Mögen wir alle eine schöne Eingewöhnungs- und Lernzeit haben.

Eure Claudia