Nach dem Tod meiner alten Hündin Josephine frage ich mich ab und an, wie es wäre, wieder einen dritten Hund in unsere Meute zu integrieren. Kürzlich sah ich auch eine Hündin, weiß mit schwarzen Flecken im Gesicht, zu der ich sofort eine innigliche Verbindung spürte …

Durch Vito, meinen kleinen Gasthund, kam ich dann in den Genuss, zu erfahren, wie es wäre, wenn tatsächlich ein neuer junger Hund in meine „kleine Farm“ einzöge.  Die Katzen, die Hunde, die Hühner … ich – wie würde sich alles entwickeln? Ich war so neugierig. Und noch immer spiele ich im Hintergedanken mit der rumänischen Tierschutzhündin, die mein Herz so berührt.

Vito ist ein kleiner Zwerpudel, noch jung, fast Welpe. Boah, sind Welpen anstrengend! Auf meinem Hof mit meinen Tieren flutscht alles meist wortlos. In der Gemeinschaft sind wir ein Team, jeder kennt seine Rolle.Doch  jedes neue Tier bringt Eigenheiten mit, die nicht vorhersehbar sind. Dem gilt es sich am Anfang immer zu stellen. Und das ist anstrengend!

Jenny und Julanta und auch Katze Jumi machten es dem anfangs verunsicherten Vito sehr leicht. Sie nahmen ihm die Angst, indem sie ihn komplett in Ruhe ließen, ihn nicht bedrängten. Mein Herz quoll über vor Stolz. Das muss man als Hund/Katze erstmal hinlegen. Da kommt jemand Fremdes rein, ins eigene Territorium und jeder hält sich zurück, geht in die Entspannung. Einfach toll. Na gut, vielleicht nicht jeder. Kater Jacko baute sich auf das Doppelte seiner Größe auf. Er brauchte schon eine sehr klare Ansage genau in jenen Moment, in dem er Vito anfixierte.

Jacko mag Hunde eigentlich nicht besonders. Nur Hunde, die sich in seinen Augen „bewährt“ haben, ihm also tiefen Respekt zollen. Das tat Vito und am Ende seiner Gastzeit war Jacko sein Freund, der ihm Köpfchen gab.

Also Jackos Antwort auf einen neuen Hund wäre: „Nein! Niemals! Igitt.“

Jumi ist jederhunds Freund. Ihre Antwort wäre: „Mir egal, Hauptsache es gibt Futter und du hast noch genügend Zeit übrig, um mir zu Diensten zu sein.“

Die Hühner quittierten laut gackernd Vitos gelocktes, rotes Erscheinungsbild mit: „Achtung, komischer Fuchs im Anmarsch!“ In den kommenden Tagen beruhigten sie sich, doch eine Hühnermutter brachte dem neugierigen Frechdachs dann Benehmen bei: „So nicht, mein Freund“, sagte sie wie ich es auch immer sage. Die Fronten waren unblutig sofort geklärt. Ein schönes Beispiel übrigens wie wunderbar Tiere unter sich Grenzen setzen können.

Dennoch plädieren die Hühner zu: „Ein neuer Hund muss nicht sein. – Wir haben Jenny!“

Tja, Jenny. Ich ahnte schon, dass Vito meine Deutsche Schäferhündin Jenny lieben würde. Jenny ließ sich ein. Jenny begann zu spielen. Sie rannte mit Vito voller Freude um die Wette. Für sie war er eine Bereicherung, auch wenn sie sich erst in die neue Situation einfinden musste.

Für Jenny wäre ein neuer Hund mittelfristig gesehen fabelhaft. Ich dürfte ihn nur nicht sooooo sehr lieben.

Julanta hatte punktuell ein bisschen mit Besitzansprüchen zu tun. Es galt für sie zu verstehen, dass Teilen bei mir ein Muss ist. Und niemand sagt mir, wer, wann und wie lange ich zum Beispiel jemanden streichle. Grundsätzlich hatte sie es akzeptiert, doch musste sie in der Gastzeit von Vito doch zweimal nachfragen. Julantas Antwort auf einen neuen Hund ist: „Nein!“ Es sei denn, es wäre ihr eigenes Kind. Das wäre okay und eine Bereicherung für sie.

Alle Tiere haben mir am Ende vermittelt: Claudia, wenn du unbedingt einen neuen Hund möchtest, kannst du ihn haben. Wir arrangieren uns, weil wir dich lieben. Wir kriegen das hin. Doch frag dich, wozu, warum?

Und sie haben recht: Ich habe keine Antwort darauf.

Eure Claudia