Ein Leichtes ist es, Freude zu teilen. Beschwingt, leicht, lachend strahlt der ganze Körper regelrecht. Jeder sieht unser Leuchten. Und ganz oft schwappt es über. Glückliche, freudvolle Menschen sind ein Segen für andere. Dabei spielt es gar keine Rolle, ob wir mit Freunden, Partnern, unseren Kindern, den Omas, den Arbeitskollegen oder gar den Postboten teilen. Jedermann profitiert vom Glück eines Menschen.

Das dunkle Gefühl von Leid teilen wir bestenfalls mit unseren engsten Freunden, vielleicht auch nur mit der Familie. Manchmal teilen wir auch mit niemanden. Es will sich ja ohnehin meist niemand „outen“, schlechte Gefühle zu haben. Ich finde, Menschen, mit denen wir „negative“ Gefühle teilen, sind die Menschen, auf die es ankommt. Es zeigt, dass wir tiefes Vertrauen haben, auch diese andere Seite, dem Gegenüber zu offenbaren.

Ich sehe in „Leid“ durchaus auch die Chance zur Beziehungsarbeit und setze sie bewusst in meiner Arbeit ein. Das passiert sicherlich nur selten, aber wenn es sich ergibt und ich gerne eine Beziehung zwischen zwei Individuen fördern möchte, hilft mir manchmal „geteiltes Leid“.

Die Beziehung zwischen Kamikaze Jumi und der hochsensiblen Deutschen Schäferhündin Jenny war belastet. Zumindest von Jennys Seite aus. Eine leicht arrogante Kamikaze scheucht schließlich auch einen Schäferhund dorthin, wo sie es will. Eine Kamikaze hat keine „Belastungen“ oder „Probleme“. Sie räumt sie einfach aus dem Weg.

Als wir vor wenigen Tagen gemeinsam beim Tierarzt waren, die Jumi und die Jenny, nutzte ich den Rückweg, um Leid zu teilen. Ich packte Jumis Box direkt in den Kofferraum neben Jenny. Jumi klagte in ihrer Box und Jenny schaute immer wieder besorgt zur Katze. Jumi musste da durch. Ohne meine direkte Nähe, die ich ihr auf dem Hinweg noch gab. Doch Jumi war nicht allein. Jenny war da. Ebenjene Schäferhündin, die sie noch vor wenigen Stunden mit Verachtung bedacht hatte.

Zuhause freute sich Jumi erst einmal wieder über ihre Freiheit. Und dann geschah etwas, was noch nie zuvor geschah: Jumi ging auf Jenny zu, die ihrerseits ruhig stehenblieb und beide berührten sich Nase an Nase. Es sah aus wie ein Kuss auf „tierisch“. Es war wundervoll.

Jumi hat gelernt: In misslicher Lage ist es gut, einen echten Freund zu haben. Sei er auch „nur“ ein Deutscher Schäferhund.

Eure Claudia