„Ich liebe deine Texte“, sagte er. „Schreib doch mal“, sagte sie. „Dein Artikel begleitete mich durch die ganze Woche.“ Ich schreibe sehr viel weniger als früher. Dabei gäbe es soviel zu sagen, zu erzählen, zu berichten, zu resümieren, zu posaunen, zu flöten, zu flüstern … denn mein Leben ist unendlich reich, so voller Eindrücke und ständiger neuer Erkenntnisse. Besonders letzteres macht für mich Leben aus. Wer die Wahl hat, hat die Qual: Was soll ich auswählen? Was würde Euch aus der Palette meiner persönlichen Dinge interessieren?

Ich könnte euch von Jumi, meiner kleinen „Super-Katze“ erzählen. Davon, dass sie einen Segensspruch bekam. Eine schamanische Kollegin, die damals mein altes Huhn „Amy“ mit guten Wünschen belegte, war so lieb, mir diesen Wunsch zu erfüllen. Amy lebt immer noch als einzige des alten Stammes, mit dem alles begann. Kein Fuchs, kein Habicht, keine Krähe, keine Krankheit hat sie geholt. So ein gutes „Omen“ wollte ich auch für Jumi, die durch ihren Charakter (Wagemut) und ihr Temperament sicher gefährdeter für Unfälle und Misslichkeiten ist als andere. Und so bekam Jumi ihren  Segen:

 

„Sei gesegnet kleine Jumi

mit der Freiheit des Himmels,

mit dem Licht der Sonne,

mit dem Strahlen des Mondes,

mit der Wärme des Feuers,

mit der Schnelligkeit des Windes,

mit der Tiefe des Meeres,

der Höhe der Berge und

der Beständigkeit der Erde.

Mögest du immer dein Glück finden

und nicht suchen müssen.“

(K. Bargheer)

„Kann deine Freundin nicht auch einen Segensspruch für meinen Hund, der bald sterben wird, sprechen? Dass er noch länger lebt?“

„Nein“, antwortete ich. „Der Tod ist nicht verhandelbar.“

Es ist sicher immer schwer, einen Abschied zu akzeptieren. Doch Licht und Schatten, Leben und Sterben gehören zusammen. Den Schatten, den Tod als Chance für Veränderung und Neues anzunehmen, als Bestandteil des Lebens überhaupt in sein eigenes Leben zu integrieren, ist keine leichte Sache. Ich bin selbst „Betroffene“, denn meine alten Tiere Josephine und Arnie sind bereits in der letzten Abschiedsphase und ich hatte viele Abschiede in meinem Leben zu bewältigen. Natürlich werde ich unglaublich betroffen und traurig sein, wenn die beiden gehen. Ich werde Schmerz und Leid fühlen, Weinen, doch dahinter liegt etwas, von dem ich noch nichts weiss, es jedoch erahne: Ich werde lebenslang die Erinnerungen mit mir tragen. Erinnerungen an „Herzens-Tiere“, an Lehrmeister für gute, tiefe, innige Beziehungen, an Gemeinschaftlichkeit durch Höhen und Tiefen. Ich freue mich jetzt schon an den Raum, der frei wird und dessen Platz vorreserviert ist für jemand anderes: Für Jenny. Wir werden eine andere Beziehung führen können als es jetzt möglich ist. Es werden Energien geschaffen und Ressourcen frei gemacht, von denen Jenny in besonderer Weise profitieren wird. Es ist dann zwischen Jenny und mir Spielraum für alles.

Tod ist nicht nur schrecklich.

Tod war/ist für mich, besonders in den letzten Jahren, ein Lehrmeister. Nichts rückt Prioritäten so klar in den Vordergrund als würdest du denken, dass dies dein letzter Tag sei. Worum würdest du dich kümmern? Wem würdest du was sagen? Wer wäre bei dir? Und was würdet ihr tun? Was ist wichtig, an diesem letzten Tag? Und was kann bedenkenlos gestrichen werden? – Wer da mal in die Tiefe gehen möchte, dem  kann ich die Meditation von Veit Lindau „Den Tod als Freund annehmen“ empfehlen.

Und zu guter Letzt: Wer das Leben in seiner zeitlichen Befristetheit als kostbares Geschenk ansieht, tut sich leichter, zu akzeptieren, dass die Seele sich irgendwann vom Körper trennt. Geschenke sind Geschenke.  Es ist nicht an uns, mehr zu fordern, zu verlangen, zu wollen. Alles, was wir tun können, ist ein langes Leben zu wünschen. Doch bedenke, dass es so eine Sache ist mit dem Wünschen. Ich würde nicht wollen, dass ein leid- und schmerzgequälter Körper länger als nötig auf dieser Welt ist. Denn oft ist ja der Tod eine Erlösung von Qual und Schmerz, von Gebrechen und Leid. Ich hab es mir abgewöhnt, mir Dinge zu wünschen, dessen voller Umfang seiner möglichen Konsequenzen für mich nicht überschaubar ist.

Sei behutsam mit Dir.

Eure Claudia