Öfter passiert es, dass sich ein Tierkind in die kleine Hütte verirrt. Meistens, weil es Hilfe braucht. Ganz selten jedoch kommt ein Tierkind hierher, weil es bleibt und zur Familie gehört. Jumi bleibt für immer. Lange, lange habe ich nach einem Katzenkind gesucht. Nach dem Tod des roten leidenschaftlichen Katers Kalle war da eine Lücke, die besonders die Mäuse des Gartens hocherfreut mit viel Nachwuchs quittierten. Manche besuchten mich sogar auf dem Fensterbrett und winkten mir durchs Fenster zu. Nun ist Jumi da, eine unglaublich taffe und doch liebe, kleine Katze.
Die Tiere der kleinen Hütte sehen ihre Ankunft mit gemischten Gefühlen: Meine Hunde emfanden das spuckende, fauchende Geschöpf als sehr bedrohlich. Ausser die weise, alte Josephine, die in ihrem Leben schon so einige Tierkinder kennengelernt hat. Sie weiss genau, was sie wie tun muss, um Vertrauen zu gewinnen. Und sie hat Zeit. Wenn Jumi ihre ersten Erkundungs- und Spielgänge draussen macht, lässt sie die Kleine aus den Augen. Sehnsucht ist darin zu lesen: „Ich würd so gerne, dass du bei mir liegst. Du könntest in meinem dichten Fell schlafen.“, sagt sie.
Julanta liess sich anfangs von Jumi durch die Gegend scheuchen. Es war ein Katz-und-Maus-Spiel. Die kluge Jumi hatte sofort verstanden, dass mit der Strategie „Fauchen“ und „Spucken“ die Bedrohung den Rückzug antritt. Was für ein „nettes“ Spiel damit entstand. Kleine Katze scheucht kleinen (und grossen) Hund. Natürlich musste ich hier eingreifen, auch wenn es der „Lütten“ soviel Spass machte. Respekt ist ein Grundpfeiler unseres Zusammenlebens.
Jenny, die Deutsche Schäferhündin wäre angesichts des Gehabes der kleinen Katze fast im Erdboden versunken. Wohin kann ich bloss gehen, damit das neue „Viech“ mich nicht findet. „Ich guck sie gar nicht an“, starrte sie immerzu an die Wänden. Hier wird es einigen Trainingsbedarf brauchen, um die zwei Wesen zueinander zu führen und Vertrauen zu schaffen.
Schlussendlich bleibt die Frage, wie der alte einäugige Kater Arnie mit dem Einzug der Kleinen umgeht: Nun, er nahm sie unter die Lupe und genehmigte würdevoll die Entscheidung. Jedoch machte er zur Bedingung, dass er an der Erziehung der kleinen Wilden massgeblich mit beteiligt ist. Ich sagte zu und so steht der Deal. Die Folge war eine Backpfeife für unziemliches Verhalten an Jumi, die sich frech an Arnies Futternapf drängelte.
Ich bin mir sicher, dass viele schöne Erlebnisse und Momente mit Jumi bevorstehen. Und ich freue mich auf jeden einzelnen. Und es wird mir klar, warum meine bisherige Suche, meine Bemühungen, ein Kätzchen zu adoptieren bisher vergeblich waren: Es sollte eben etwas ganz Besonderes den Weg zu mir finden.
Eure Claudia